Was macht eine gute Website aus?
In dieser Allgemeinheit lässt sich die Frage nicht beantworten. Es kommt auf die Intention der Website an:
- Soll sie in erster Linie informieren und Vertrauen schaffen?
- Soll sie zufällige Seitenbesucher auf den ersten Blick fesseln?
- Soll sie vor allem gut verkaufen? ...
Wenn eine Website exzellente Inhalte bietet, laserscharf ausgerichtet auf eine ganz bestimmte Suchanfrage bzw. Problemstellung, dann reicht eine reine Textseite völlig aus, fast ohne Gestaltung, so schlicht wie ein Word-Dokument. Die Seite verkauft dadurch, dass Links im Text untergebracht sind, die zu entsprechenden Produkten oder aufwändiger gestalteten Verkaufsseiten führen - aber dann ist der Seitenbesucher bereits bestens informiert und in seiner Kaufbereitschaft 'vorgewärmt'.
Landingpages - verkaufsfokussierte Seiten
Geht es darum, über Werbeanzeigen Neukunden zu gewinnen, dann muss der Seitenbesucher anders abgeholt werden - vorzugsweise mit einer Landingpage. Landingpages sind im Unterschied zu Webseiten sehr viel schlichter gestaltet und nur auf eine einzige Sache fokussiert. Manchmal geben sie fast keine Information her, bieten nur ein Entree, dass der 'aufgeschnappte Besucher' ein erstes mal klickt, also in Interaktion geht. Mitunter steht dort nur eine einzige Textzeile mit einem guten Nutzenversprechen und einer Handlungsaufforderung. Und hat er einmal geklickt, klickt er vielleicht auch ein zweites mal. Der Besucher wird also auf diese Weise vorqualifiziert, Schritt für Schritt.
Andere Landingpages bieten ziemlich viel Information, aber auch hier scharf fokussiert auf nur eine einzige Dienstleistung oder ein einziges Produkt. Ganz oben, im obersten Drittel der Seite, steht das Problem bzw. der Nutzen, darunter eine erste Handlungsaufforderung. Wer sich angesprochen fühlt, kann weiter scrolen, findet dann mehr und mehr Detail-Informationen: Drei Nutzenversprechen, das Alleinstellungsmerkmal, was sagen andere etc. Und wer dann immer noch mehr wissen will, der bekommt noch weiter unten z.B. in Blogartikeln auch noch ausführlichere Information geliefert, am Ende auch noch einen Block mit den häufigst gestellten Fragen (FAQs). Dazwischen kann immer wieder eine Handlungsaufforderung eingefügt sein, was günstig ist, damit der Seitenbesucher nicht erst umständlich nach oben blättern muss. Jede noch so winzige Aufwandserleichterung und gut dosierte Aufforderung zur Handlung erhöht am Ende die Verkaufsrate.
Landingpages sind eine Spielwiese der Kreativität - sie wollen herausstechen, Aufmerksamkeit wecken, d.h. sie wollen zumeist auch mit den üblichen Sehgewohnheiten ein wenig brechen. Das gelingt mitunter durch ungewöhnliche optische Effekte, durch (provozierenden) Minimalismus, durch klare Struktur und wertvolle Information, manchmal auch durch auffällige Bilder oder Videos. Überladene 'schreiende' Seiten mag heute niemand mehr. Aber ob man ins Geheimnisvolle, ins Exklusive oder in die Serviceorientierung geht, hängt stark vom Produkt bzw. der Dienstleistung ab und natürlich dem eigenen Geschmack.
Webseiten - universell informierend
Eine Website präsentiert im Unterschied zu einer Landingpage das gesamte Business. Hier finden sich alle Informationen und Ansprechmöglichkeiten. Sie sollte maximal seriös und einladend wirken, dabei Klarheit und Vertrauen vermitteln, Expertise ausweisen. Sie kommt nicht aufdringlich oder marktschreierisch daher, gleichwohl sie mit Angeboten nicht hinterm Berg hält.
Bei älteren Websites war es eine Zeitlang üblich, sehr viele Menüpunkte in eine Seite einzubauen. Sieht nach viel aus und wirkt sehr strukturiert. Im Smartphone-Zeitalter kommt diese Menüfülle aus der Mode. Da ist es zu umständlich, sich lange durchzuklicken. Von daher sind heute die One-Pages viel populärer, wo also alles auf einer durchgehenden Seite aufgelistet ist, ideal zum herunterscrolen auf dem Handy. Bei einem Klick auf einen Menüpunkte springt das Bild einfach nur runter auf die entsprechende Seitenposition.
Was Webseiten im Google-Ranking nach oben bringt, sind vor allem gute und genügend viele Inhalte. Und Webseiten werden in erster Linie über die Suchmaschinen-Suche gefunden - nicht auf dem Weg von Werbeanzeigen. Dafür sind sie zu allgemein. Wer auf eine Werbeanzeige geklickt hat, will nicht gleich mitten in einem Riesen-Kaufladen landen, sondern an die Hand genommen und Schritt für Schritt an Produkte oder Dienstleistungen herangeführt werden. Erst danach kann ein Verweis auf die Website erfolgen, wenn der Interessent bereits etwas 'warm geworden' ist.
Was man vermeiden sollte
- Seiten, die nicht responsive sind, sich also nicht an die Display-Größe anpassen, sind heute weitestgehend veraltet.
- Vermieden werden sollten Standardfloskeln und Standard-Bilder, die jeder in dieser oder ähnlicher Weise schon 1000fach gesehen hat. Sie sind abgenutzt.
- Zu viel des Guten kommt nicht gut an. Manche Websites sind ein einziges Geflimmer, ein riesiges Aufmerksamkeitsfeuerwerk, dass die Aufmerksamkeit an keiner einzigen Stelle hängen bleibt und der Betrachter nur noch genervt ist. Weniger ist hier mehr.
- Zu viel 'Softheit' kommt auch nicht unbedingt immer gut. Manche Seiten wollen ein ganz besonderes Betrachtungserlebnis bieten mit vielen kleinen, dezenten Effekten. Die nerven aber schnell, vor allem wenn sie sich bei jedem Vorbeiscolen wiederholen. Einmal einen Text einfliegen lassen, schafft Aufmerksamkeit. Ihn jedesmal an derselben Stelle einfliegen lassen, schafft Nervigkeit ('running gag').
Ähnlich verhält es sich mit Slidern - also Diashows. Die wirken sehr schön, atmosphärisch, einladend, bringen den Seitenbetrachter aber nicht in eine Kaufstimmung. Slider machen aus Seitenbesuchern Seh-Leute, nicht zu Kauf-Leute. - zu kleine Schrift, zu wenig Absätze. Das ermüdet. Google mag durchaus ausführliche Texte. Es ist nicht so, dass lange Texte unbeliebt wären oder kaum gelesen würden. Aber das Auge braucht optische Ankerpunkte, um - heutigen Sehgewohnheiten entsprechend - die Aufmerksamkeit zu halten.
Letztendlich geht es immer um die Kunst, eine Balance zu finden zwischen bestimmten Seh-Standards, um dem Seitenbesucher die Orientierung so leicht wie möglich zu machen, andererseits aber mit ausgeleierten Sehgewohnheiten zu brechen und anders zu sein als der Durchschnitt. Am Ende muss dann immer getestet werden, ob die eigenen Vorstellungen von einer guten Website auch vom Publikum so gesehen wird.